S4F-Spotlight #3 (01. März 2022): Lösungsansätze für den Stadtverkehr der Zukunft

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Zwischen römischen Mauern, Hochhäusern und Grüngürtel:  was ist ein  ganzheitlicher Ansatz für ein nachhaltiges Mobilitätssystem in der Stadt?

Wir alle kennen das: Der FC spielt und ich muss einen neuen Wintermantel kaufen. Mit der Bahn (wahrscheinlich proppevoll), mit dem Auto (wahrscheinlich kein Parkplatz) oder mit dem Fahrrad (lebensgefährlich durch den PKW-Schleichverkehr)? Welche Optionen bietet mir die Stadt? Ein gutes Mobilitätsangebot  braucht gute Planung, und zwar ganzheitlich und nachhaltig.

Über 1000 Städte in Europa und darüber hinaus haben bereits einen SUMP entwickelt und sind dabei, einen solchen „Sustainable Urban Mobility Plan“ umzusetzen. Einige Städte sind sogar bereits bei der Aktualisierung und Fortschreibung ihres SUMP. Dahinter steckt ein seit knapp 10 Jahren etabliertes Planungskonzept, das auch von der Europäischen Kommission als Grundlage guter Planungspraxis beworben wird.

Es orientiert sich an acht grundlegenden Prinzipien wie z. B. Einbeziehung des Umlandes in jede Verkehrsplanung, Kooperation über Ämtergrenzen hinweg, zwingende Begleit-Evaluierung, systematisch multi-modale Betrachtung und Einbeziehung aller städtischen Akteure – inklusive Bürger:innen – in den Planungs- und Umsetzungsprozess. Mittlerweile gibt es den detaillierten SUMP-Handlungsleitfaden in einer zweiten und aktualisierten Ausgabe. Mit diesem Planungsverfahren soll der oftmals existierende Flickenteppich an Plänen zu Mobilität und Verkehr zu einem Planwerk „aus einem Guss“ zusammenführt werden, das in konkrete Umsetzungsmaßnahmen mit hoher öffentlicher Akzeptanz münden soll.

Laut dem Urban Mobility Framework, dessen Entwurf die Europäische Kommission im Dezember 2021 veröffentlicht hat, soll SUMP zur Pflicht aller 424 Städte auf dem transeuropäischen Netzwerk (TEN-V) werden. Möglicherweise wird SUMP mit bestimmten Qualitätskriterien auch eine Bedingung für den Zugang zu verschiedenen Fördergeldern. Alle Städte sind also gut beraten, ihr Mobilitätssystem mithilfe eines SUMP fortzuentwickeln; nicht nur aufgrund von externen Anreizen, sondern primär, weil es dabei um die Sicherstellung von qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Mobilitätsangeboten zu Gunsten der lokalen Wirtschaft, Bevölkerung und des Planeten geht.

Der Vortrag stellt das SUMP-Konzept näher vor, präsentiert gute Praxis-Beispiele aus verschiedenen Städten und zeigt, wie es  ihnen gelungen ist, die Mobilität der Bürger:innen zu verbessern und dabei Klima- und Nachhaltigkeitsaspekte optimal zu berücksichtigen. Dass in Köln gerade ein solcher Prozess angelaufen ist, lässt hoffen, dass ich in Zukunft bequemer zu einem neuen Wintermantel komme.

Dr.-Ing. Susanne Böhler

Dr. Ing. Susanne Böhler-Baedeker ist seit fast 20 Jahren Senior-Mobilitätsexpertin und Raumplanerin, spezialisiert auf nachhaltige städtische Mobilitätsplanung. Susanne erwarb 1996 ihr Diplom an der Technischen Universität Dortmund, Fakultät Raumplanung, und promovierte 2010 am Lehrstuhl für Transport- und Verkehrsplanung. Ab 1997 arbeitete sie zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH und zuletzt als stellvertretende Forschungsgruppenleiterin für Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik. Seit 2013 ist sie bei Rupprecht Consult – Forschung & Beratung GmbH tätig, wo sie das Team “Integrierte Planung” leitet und die Aktivitäten des Unternehmens im Bereich der städtischen und regionalen Mobilitätsplanung koordiniert. Susanne ist Mitautorin der für die Europäische Kommission entwickelten Europäischen Leitlinien für die Entwicklung von Plänen für nachhaltige urbane Mobilität (2013 und 2019) sowie des SUMP-Leitfadens für die Berücksichtigung resilienter Planung in SUMP (2020).

Zweiter Impulsvortrag: Aufbruch Köln – Zivilgesellschaft für neue Mobilität

Wo könnte man besser über zivilgesellschaftliches Engagement sprechen, als in einem Format, das Bürger:innendialog heißt? In Köln gibt es eine lebendige Community von Initiativen, Vereinen und engagierten Bürger:innen, die sich für eine neue, nachhaltige Mobilität und eine lebenswerte, nachhaltige Stadt einsetzen. Und in Köln wurde die bisher erfolgreichste Volksinitiative in Nordrhein-Westfalen geboren, in deren Folge NRW als erstes Flächenland ein Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz bekommt: Aufbruch Fahrrad. Aufbruch Fahrrad bestand aus drei Elementen: einer Kampagne für mehr Radverkehr, einem Aktionsbündnis Aufbruch Fahrrad, dem rund 215 zivilgesellschaftliche Vereine und Verbände angehören, und der gleichnamigen Volksinitiative. Insgesamt rund 210.000 Unterschriften wurden landesweit für Aufbruch Fahrrad gesammelt. Der Verkehrsausschuss des Landtags NRW befasste sich Ende 2019 mit den Forderungen und unterstützte die Initiative zu einem Fahrradgesetz NRW ebenso wie die neun Einzelforderungen. Es war das erste Mal, dass der Landtag einer Volksinitiative zugestimmt hat. Aufbruch Fahrrad ist zudem die erste Volksinitiative in NRW, die von einer Frau angemeldet und koordiniert wurde.

Dr. Ute Symanski und Harald Schuster waren maßgeblich an Aufbruch Fahrrad beteiligt. Sie berichten von ihren Erfahrungen in der Konzeption und Koordination des Projekts und möchten unter anderem folgende Fragen diskutieren: Wie können Multiplikator:innen für die Verkehrswende gewonnen werden? Welche Tools braucht es, um Menschen zum mitmachen zu aktivieren? Wie wichtig ist eine „inhaltliche Eichung“ – die inhaltliche Einigkeit aller Beteiligten?

Dr. Ute Symanski Hochschulcoaching – Beratung für Hochschulentwicklung

Dr. Ute Symanski ist Organisationssoziologin, Beraterin und Umweltaktivistin. Sie arbeitet mit Leitungspersönlichkeiten in Wissenschaft, Politik und Verwaltung zu den Themenfeldern Führung, Kooperationskultur und Konfliktmanagement (www.hochschulcoaching.de). Sie engagiert sich bei ScientistsForFuture Köln/Bonn, in der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen (DGHochN) und hat den Podcast #SciencemanagersForFuture gestartet. Hier spricht sie mit Hochschulleitungen über deren Ideen, die eigenen Hochschulen noch nachhaltiger zu machen. Ehrenamtlich ist Ute Symanski Vorsitzende des Umweltschutzvereins RADKOMM e.V. (www.radkomm.de) und setzt sich für eine nachhaltige Mobilität ein, die Menschen in den Mittelpunkt stellt. Ute ist eine der Initiator*innen und Vertrauensperson der Volksinitiative Aufbruch Fahrrad, der bisher erfolgreichsten Volksinitiative in Nordrhein-Westfalen (NRW), in deren Folge NRW ein Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz bekommt. Als erste Frau in der Geschichte von NRW hat sie eine Volksinitiative angemeldet und erfolgreich durchgeführt. Sie ist zudem Mitglied der Jury für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis – DNP.

Harald Schuster Vorstand von RADKOMM e.V.

Harald Schuster ist Sozialpsychologe (Master of Science) mit den Schwerpunkten soziale Kohäsion und Communitys. In seiner aktuellen Forschungsarbeit befasst er sich unter anderem mit der Frage, inwiefern die Wahl des Verkehrsmittels das Gefühl von Verbundenheit und von sozialem Zusammenhalt in Nachbarschaften beeinflusst. Er ist Mitbegründer und Vorstand von RADKOMM (www.radkomm.de). Er ist der technische und künstlerische Leiter von RADKOMM.TV. Harald ist Mit-Initiator der NRW-Volksinitiative AUFBRUCH FAHRRAD (www.aufbruch-fahrrad.de), ist einer der Autor:innen der Forderungen von AUFBRUCH FAHRRAD und hat zudem die landesweite Kampagne koordiniert. Harald war 6 Jahre lang Bezirksvertreter in Köln-Ehrenfeld und setzt sich für eine barrierefreie, nachhaltige Mobilität ein. Er will, dass Radverkehr auf einer professionellen Infrastruktur geführt wird und hat daher das preisgekrönte Konzept für die RadExpressWegeKöln verfasst.

Teilnahme Online Veranstaltung:

1. März 2022, 18:00 bis 20:00 Uhr

Zoom-Meeting ID: 934 7557 3785; Passwort: 4Future

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

    • Meines Wissens nicht; ich war aber auch nicht dabei. Falls doch, gebe ich noch mal Bescheid.
      Viele Grüße – Andrea Kamphuis

      Antworten

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