So war unser Spotlight #5 zur Aufforstung

toter Fichtenbestand an der Wahnbachtalsperre
Toter Fichtenbestand an der Wahnbachtalsperre (Foto: A. Kamphuis)

Beim letzten Spotlight, dem themenbasierten monatlichen Online-Austausch der Scientists-for-Future-Regionalgruppe Köln-Bonn, hatten wir am 3. Mai zwei der Gründer von Planted zu Gast, um über Aufforstung zu diskutieren.

Zunächst stellte Heinrich Rauh die Grundidee von Planted vor: CO2-Kompensation ist wichtig und wird gerade für Unternehmen immer wichtiger, ja unumgänglich – aber sie ist abstrakt, nimmt die Mitarbeitenden des Unternehmens nicht mit und trägt auch nichts zur Verringerung der Treibhausgasemissionen im Unternehmen bei. Neben dem Handel mit Zertifikaten, bei dem in hochwertige Projekte zur CO2-Kompensation investiert wird, pflanzt Planted daher auch Bäume. Dies geschieht möglichst nah an den Unternehmen, die die Aufforstung mitfinanzieren, sodass die Mitarbeitenden “ihren” neu entstehenden Wald bei Interesse besuchen oder sogar beim Pflanzen helfen können. Die Aufforstungsflächen werden – genau wie die CO2-Kompensationsprojekte – auf der Website transparent dokumentiert.

Das Team von "Planted" pflanzt einen Baum

Team Planted bei der Pflanzung einer Erle im hohen Taunus bei Wiesbaden (v.l.n.r. Jan Borchert, Heinrich Rauh, Wilhelm Hammes, Cindy Schüller)

Darüber hinaus erhalten die Unternehmen und ihre Mitarbeitenden Tipps, wie sie den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens verkleinern können. Die gepflanzten Bäume haben neben der Anschaulichkeit und emotionalen Bindung weitere Vorteile, etwa für den Erhalt der örtlichen Biodiversität und das Mikroklima. Sie dienen selbst aber nicht der Kompensation, denn zum einen ersetzen sie überwiegend Bäume in bestehenden Waldflächen, die in den letzten Jahren der Dürre und den Borkenkäfern zum Opfer gefallen sind, und zum anderen kann niemand sicherstellen, dass sie mindestens 80 Jahre leben, also langfristig Kohlenstoff aus der Atmosphäre binden.

Anschließend zeigte Volker Ossenkopf-Okada, bekennender number cruncher der Regionalgruppe, anhand einfacher Überschlagsrechnungen auf, dass eine Aufforstung selbst auf neuen Flächen unser Klimagas-Problem nur zu einem Bruchteil lösen könnte. Zum einen binden Moore und Feuchtgebiete trotz ihrer geringeren Fläche viel mehr Kohlenstoff als Wälder, wie diese Infografik der Heinrich-Böll-Stiftung zeigt:

aus: Heinrich Boell Stiftung, Bodenatlas 2015, CC BY-SA 3.0

Auch Grasland trägt mehr zur Kohlenstoffbindung bei, sodass es unsinnig wäre, Wiesen und Weiden ohne näheres Ansehen der örtlichen Umstände in Wälder umzuwandeln. Außerdem werden bei einem einzigen Urlaubsflug einer 4-köpfigen Familie nach Mallorca bereits 2,77 Tonnen CO2 freigesetzt, was einer zusätzlichen Waldfläche von 1/4 bis 1/2 Hektar entspräche. Deutschland hat einfach nicht die nötige Fläche, um einen signifikanten Anteil unserer Klimagasemissionen durch Aufforstung zu kompensieren.

Als dritter Sprecher erläuterte der Förster von Planted, Jan Borchert, wie die Aufforstung konkret vonstatten geht. Nach der mehrjährige Dürre und dem massiven Borkenkäfer-Befall der dadurch geschwächten Forste in unserer Gegend (überwiegend Fichten-Monokulturen) sind derzeit riesige Flächen wiederaufforstungsbedürftig. Private Waldbesitzer und Forstbehörden kommen gar nicht hinterher; daher wird die Unterstützung durch Planted gerne in Anspruch genommen.

Borkenkäfer-Fraßspuren in Holz

Borkenkäfer-Spuren auf einem entrindeten Baumstamm (Foto: A. Kamphuis)

Angepflanzt wird heimischer Mischwald; die Setzlinge stammen aus Baumschulen. Eile ist geboten, denn im Unterschied zu normalen Zeiten wird derzeit auf den befallenen Flächen Kahlschlag praktiziert. Das gebietet schon die Sicherheit: Die geschwächten und toten Bäume sind nicht mehr standfest und drohen Spaziergänger*innen und andere Menschen zu erschlagen, die sich im Wald aufhalten. Die Kahlschlagflächen wiederum sind der Erosion ungeschützt ausgesetzt und trocknen mangels Beschattung rasch aus.

Kahlschlag auf einem Hang im Bergischen Land; nur ein paar dürre Birken stehen noch

Kahlschlag-Fläche im Bergischen Land (Foto: A. Kamphuis)

Schon während der drei Vorträge gab es lebhafte Nachfragen, und die anschließende Diskussion füllten den Rest der zwei Stunden, die wir für das Spotlight angesetzt hatten, gut aus.

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