Der Aktionsplan Klimaschutz Köln (Teil 5): Klimaneutrales Arbeiten und Wirtschaften

Kölner Dom, Fernsehturm, KölnTurm, Hauptbahnhof, Musical Dome und Hohenzollernbrücke bei gelb-grauem Licht
(c) Joachim S. Müller, Köln vom Triangle aus, CC BY-SA

Das Handlungsfeld “Arbeiten und Wirtschaften erfolgen klimaneutral” ist eines der dünneren Kapitel im Aktionsplan Klimaschutz Köln (AKK). Das mag überraschen angesichts der sehr langen Spalte, die es im Übersichtsdiagramm zum Aktivitätenportfolio einnimmt:

Überblick über alle Steckbriefe auf dem Aktionsplan. Die Spalte für das Handungsfeld Arbeiten und Wirtschaften ist die längste.Der vermeintliche Widerspruch löst sich auf, wenn man die Legende betrachtet: Im AKK sind nur die hellgelb und rosa hinterlegten Aktivitäten enthalten. In der dritten Spalte des Diagramms sind aber viele Kästchen weiß. Diese Maßnahmen wurden im Fachgutachten von 2022 genannt, haben es aber nicht in die konkreten Pläne der Stadt geschafft – zumindest nicht in die erste, 2023 veröffentlichte Ausgabe des AKK. Legende mit hervorhebung an Aktivitäten des AktivitÜbrig blieben elf Aktivitäten, wie diese Übersichtsgrafik (Abb. 7) zeigt:

Kreis- und Torten-Grafik mit rot umrahmtem Bereich für das Handungsfeld Arbeiten und WirtschaftenAuffällig ist der vollständig sattviolette Kreis:  In diesem Handlungsfeld geht praktisch das gesamte Klimagas-Einsparpotenzial auf Beteiligungen der Stadt Köln zurück; die Verwaltung selbst kann kaum etwas beisteuern. Und unter den Beteiligungen ist bislang ausschließlich die AVG Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft mbH mit einem quantifizierbaren Klimagas-Einsparpotenzial verbunden (zusammen 110.000 t CO2Äq/Jahr in den Aktivitäten 3-7).

Die meisten Aktivitäten haben eine bemerkenswert kurze Laufzeit; nur eine einzige weist über das Jahr 2025 hinaus:

Zeitstrahl. der zeigt, dass die meisten Steckbriefe eine sehr kurze Laufzeit haben

Das heißt aber nicht, dass die Stadt dann bereits alle Maßnahmen umgesetzt und das Klimagas-Einsparpotenzial im Sektor Arbeiten und Wirtschaften voll ausgeschöpft hat. Vielmehr dienen mehrere der Aktivitäten nur der Vorbereitung größerer Projekte. Ein Beispiel: In Aktivität 4 (S. 115 AKK) geht es um Kohlendioxid-Abscheidung (Carbon Capture and Storage, CCS) bei der AVG Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft mbH. Das ist ein großes Thema: Müllverbrennungsanlagen können im Prinzip nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv wirken, wenn die Kohlendioxid-Abscheidung im Abgasstrom mit der Verbrennung von Pflanzenmaterial kombiniert wird, in dem Kohlenstoff aus der Luft gebunden ist.

Dieses Jahr soll aber lediglich eine Machbarkeitsstudie abgeschlossen werden. Die Umrüstung der gesamten Müllverbrennung in Köln auf CCS erfordert gewaltige Investitionen (laut AKK 150 Mio. Euro für zwei Verbrennungslinien). Als der AKK 2023 veröffentlicht wurde, lag die Carbon-Management-Strategie der Bundesregierung noch nicht vor. Nach mehreren Verschiebungen ist sie Ende Februar 2024 endlich erschienen. Damit haben die Stadt Köln und die Investoren bzw. Kreditgeber nun eine Grundlage für die weitere Planung. Das Projekt wird daher wohl in den nächsten Updates des AKK wieder auftauchen – und dann mit längerem Zeitstrahl und größerem Budget.

Dieses Muster findet sich im AKK immer wieder: Die Stadt muss auf geeignete Rahmenbedingungen warten, die EU, Bund und Länder jetzt und in den kommenden Jahren festlegen. Dass Deutschland erst 2045 vollständig klimaneutral sein soll, die Stadt Köln aber bereits 2035 – das passt nicht gut zusammen und kann in Köln noch zu einigen Zielkonflikten führen.

Die Verfasser*innen des AKK unterscheiden im Handlungsfeld “Arbeiten …” zwischen Aktivitäten der Verwaltung (violett gefüllte Kästchen) und solchen der Beteiligungen (violett umrahmte Kästchen). Bei der Lektüre drängt sich aber eine andere Einteilung auf, die hier durch eine rote Linie angedeutet ist:

durch rote Linie zweigeteilte Auflistung von Steckbriefen zum thema Arbeiten und Wirtschaften im Aktionsplan Klimaschutz KölnWährend die Steckbriefe zu den Aktivitäten 1 bis 7 durchdacht und konkret klingen, sind die Texte zu den Aktivitäten 8 bis 11 vage und unambitioniert. Die Verfasser*innen scheinen distanziert und defensiv an ihre Aufgabe herangegangen zu sein. Die angesetzten Kosten sind sehr niedrig, ein Versuch zur Quantifizierung der Klimagas-Einsparpotenziale wird nicht unternommen. Eine wiederkehrende Schlussformulierung klingt durch die eingenommene Perspektive geradezu wie eine Distanzierung von der Kölner Politik und Verwaltung: “Wenn darüber hinaus zukünftig weitere Maßnahmen aus dem vom Rat der Stadt Köln verabschiedeten „Band 2: Köln Klimaneutral 2035 – Aktivitätenplan der Stadt Köln“ mit unserer Beteiligung umgesetzt werden sollen, benötigen wir dafür zusätzliche Ressourcen.”

Die für die Steckbriefe 8 bis 11 zuständige KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH wurde 2019 als städtisches Unternehmen gegründet und tritt als “erste Ansprechpartnerin für die Wirtschaft in Köln” auf. Sie berät Unternehmen zu Themen wie Gründung oder Expansion, Förderung und Finanzierung, Kommunikation mit der Stadtverwaltung oder Suche nach Gewerbeimmobilien, versteht sich als Unterstützerin in wirtschafts- und verwaltungsrelevanten Belangen und arbeitet an der Strategie für den Wirtschaftsstandort Köln. Zu diesen Belangen, zu dieser Strategie wird in den kommenden Jahren ganz wesentlich die Transformation der Wirtschaft zur Klimaneutralität gehören: eine gigantische Aufgabe. Davon ist in diesem Teil des AKK bislang nichts zu spüren. Umso wichtiger ist das Netzwerk der Klimaerklärung Köln, in dem Unternehmen und Organisationen diese Transformation bereits jetzt aktiv gestalten.

 

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Links

Headerbild von Joachim S. Müller bei Flickr

Teil 1 / Teil 2 / Teil 3 / Teil 4 dieser Artikelserie zum AKK

Aktionsplan Klimaschutz Köln

Fachgutachten Köln klimaneutral 2035

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